Parklets – Mehr Parkraum für Menschen

Sie ist in aller Munde: die Mobilitätswende hin zu Städten mit mehr Platz für Fahrräder, Fußgänger und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Ein wichtiger Motivator ist sicherlich der Klimaschutz und die Anpassung von Städten an die unvermeidlichen Folgen des Klimawandels. Vor allem aber geht es um lebenswerte Städte, mit attraktivem öffentlichen Raum und einer funktionierenden Mobilität.

Räumliche Änderungen sind nur schwer vorstellbar

Wenn es aber etwas gibt, das sich Menschen nur schwer vorstellen können, dann ist es, dass der Raum vor der eigenen Haustür ganz anders und viel attraktiver gestaltet sein könnte – mit weniger Autos, mehr Grün, mehr Sitzgelegenheiten, breiten Geh- und Radwegen. Beim Versuch sich eine solche Szenerie vorzustellen, erscheint vor dem inneren Auge eine eher trostlos anmutende Straße mit nutzlos erscheinenden Bordsteinkanten und Markierungen auf der Fahrbahn und für Parkbuchten.
Räumliche Änderungen sind für Menschen nur schwer vorstellbar. Deshalb braucht es positive Beispiele, die mögliche Änderungen erlebbar machen und den Wandel Schritt für Schritt real werden lassen.

Parklets schaffen lebendige Bilder

Eine Möglichkeit, um Wandel lebendig und erlebbar werden zu lassen, sind Parklets. Parklets sind in den letzten Jahren in vielen Städten immer populärer geworden. Sie sind ganz unterschiedlich gestaltet. Manche stehen nur für kurz Zeit, andere länger. Das Erklärvideo gibt dir einen schnellen Überblick. Vertiefende Informationen geben dir die nachfolgenden Texte.

Die wichtigsten Fragen

Mit Klick auf die Überschriften erfährst du mehr zu dem jeweiligen Aspekt.

Was ist ein Parklet?

Ein Parklet ist im Grunde eine Erweiterung des Bürgersteigs auf die Parkspur. Basis ist ein Podest auf gleichem Niveau wie der angrenzende Bürgersteig und einer Abgrenzung zur Straße in Form einer Lehne, eines Pflanzbeets oder ähnliches. Welches Material verwendet wird ist abhängig von Budget, Design und gewünschter Funktion. Meist werden Parklets aus Holz gebaut – wetterfeste Balkondielen oder günstiger aus Palettenholz.

Wie sieht ein Parklet aus?

Was das Design anbelangt gibt es (fast) keine Grenzen, sofern wesentliche Aspekte der Verkehrssicherheit und der geltenden Regelungen eingehalten werden. Besondere Regelungen gelten Beispielsweise für Spielgeräte für Kinder, Musik oder Klänge und Beleuchtung.

Unser Parklet vor dem Fachgeschäft für Stadtwandel haben wir bewusst mit Sitzflächen und Pflanzkübeln geplant. Ebenso war es uns wichtig, dass es einen hochwertigen Eindruck macht.

Bei dem Parklet Frei.Raum , das von Dezember 2022 bis Dezember 2023 in der I. Weberstraße stand, war es uns wichtig, einen sehr flexiblen Raum zu haben, der auch die Nutzung für Konzerte, Theater und Workshops ermöglicht.
Ein paar Inspirationen geben folgende Bilder:

Details

Wie entsteht ein Parklet?

Mit folgenden Schritten steht bald euer Parklet vor der Tür:

  • Geeigneten Ort festlegen.
  • Kontakt zur Behörde aufnehmen (Welches Amt? Amt für Straße und Verkehr?) und am besten auch die lokale Politik (z.B. Bezirksvertretung) einbeziehen.
  • Nachbarschaft zum Mitmachen einladen.
  • Finanzierung sichern.
  • Antrag auf Genehmigung stellen und Bewilligung abwarten.
  • Parklet planen: Funktionen und Design festlegen, selber bauen oder fertig bestellen.
  • Material besorgen und munter bauen oder sehnsüchtig auf die Lieferung warten.
  • Gebührend einweihen und genießen

Besonders am Anfang können Schritte parallel laufen oder in mehreren Schleifen. Denn die Festlegung des geeigneten Ortes, die Gestaltung des Parklets, das Einbeziehen der Nachbarschat und letztlich die Beantragung der Sondernutzung können immer wieder erneute Abstimmungen oder Nachfragen erforderlich machen.

Fertig kaufen, leihen oder selber bauen?

Mittlerweile bieten Firmen fertige Parklets an, die man kaufen oder leihen kann (z.B. von City-Decks oder Vestre ). Zudem haben verschiedene kleinere Vereine und Initiativen von Stadtmacher:innen in den letzten Jahren diverse Erfahrungen im Bau von Parklets gesammelt und unterstützen gern bei der Entwicklung und der Umsetzung. Unsere Parklets haben wir zusammen mit die Urbanisten e.V. aus Dortmund entwickelt und realisiert. Die Urbanisten sind darauf spezialisiert, Bauprozesse partizipativ zu gestalten – auch für Kinder. Das macht besonders viel Spaß!

Mit ein wenig Suche sind im Internet auch Anleitungen zum selber bauen zu finden (z.B. von den Naturfreunden Berlin der das Freiburger Mini-Parklet).

Um zu entscheiden, ob es sich für euch lohnt selbst eins zu bauen, oder ob es besser ist, ein fertiges zu kaufen oder auszuleihen, solltet ihr euch ein paar Fragen stellen:

  • Wie lange darf das Parklet stehen?
    Darf es nur für eine kurze Weile stehen, ist Leihen sicherlich eine Option.
  • Gibt es Möglichkeit zum Zwischenlagern?Manchmal erlauben Städte Parklets nur in bestimmten Monaten. Dann sollte Platz vorhanden sein, um es während der Wintermonate zu lagern.
  • Wie viel Zeit könnt ihr investieren?
    Individuell gestaltete Parklets sind toll und haben große Chancen die Herzen der Nachbarschaft zu erobern. Allerdings braucht es auch Zeit und viele Hände, um es zu bauen.
  • Wie groß ist euer Budget?
    Ein selbst gestaltetes Parklet kann wenige hundert Euro kosten oder auch mal schnell über 12.000 Euro – je nach Material, Design und Ausstattung.
  • Welche Ressourcen habt ihr für Pflege und Instandhaltung?
    Gehört euch das Parklet selbst, müsst ihr euch auch darum kümmern, es zu pflegen und instand zu halten. Mit welchen Aufwand zu rechnen ist, lest ihr im Abschnitt „Aufwand für Pflege und Instandhaltung nicht vergessen“.
Gut geplant ist halb gebaut

Im Prinzip darf jeder ein Parklet bauen – vorausgesetzt, die Genehmigung zur Sondernutzung liegt vor und die Verkehrssicherheit bleibt bewahrt. Denn das Parklet befindet sich im öffentlichen Raum. Dieser unterliegt besonderen Regeln.
Auf folgende Aspekte sollet ihr bei der Planung achten:

  • Gründlich die Fläche ausmessen. Parkbuchten sind meist 2,5 x 5 m, können aber leicht im Zuschnitt variieren. Das Parklet sollte etwas kleiner sein. Höhe der Bordsteinkante und ggf. vorhandenes Gefälle nicht vergessen!
  • Haltet genügend Abstand zu Straßeneinmündungen, damit Abbiegevorgänge nicht behindert werden.
  • Der Abstand zur Häuserwand sollte mindestens 2 m betragen, damit Fußgänger problemlos aneinander vorbei gehen können.
  • Plant eine Sicherung zum Straßenraum: meist reicht eine Barriere von 1,20m Höhe.
  • Zugänge wie Regeneinläufe, Gullydeckel oder Versorgungseinrichtungen frei halten.
  • Achtet darauf, dass Straßenverkehr und Bewohner:innen nicht gestört werden. Vermeidet z.B. Objekte, die blenden könnten, wie Spiegel oder andere stark reflektierende Oberflächen. Auch bei Musik und Lichteffekten ist darauf zu achten, dass sie nicht stören.
  • Barrierefreier Zugang zum Parklet ist immer ein Pluspunkt. Besonders in Richtung Gehsteig.
Parklets sind Gemeinschaftsprojekte

Ein Aspekt, der nicht unterschätzt werden darf ist, dass ein Parklet immer ein Gemeinschaftsprojekt ist. Das betrifft vor allem die Entstehung: Der Entwicklungsprozess sollte als Gruppe gemeinsam gestaltet werden, damit sich von Beginn an mehrere Menschen für das Parklet verantwortlich fühlen. Ebenso kann es hilfreich sein, Nachbar:innen mit einzubeziehen – vor allem, wenn das Parklet in einer Geschäftsstraße aufgestellt werden soll.

Gemeinschaftsprojekt heißt aber auch, dass es für alle, die es nutzen wollen, frei zugänglich ist – ohne Zwang etwas kostenpflichtig konsumieren zu müssen, wie z.B. in den Außengastronomien von Cafés und Restaurants.

Auf dem Parklet vom Fachgeschäft für Stadtwandel wechseln sich die Schul- und Kindergartenkinder, die ihr Frühstücksbrötchen vom Bäcker nebenan essen ab mit Müttern, die beim Einkaufen eine Kaffeepause einlegen, mit Senior:innen, die Zeitung lesen, oder sich gezielt auf einen Plausch treffen mit jungen Menschen, die es als Treffpunkt und Chill-Area nutzen.

Je mehr Menschen sich auf dem Parklet wohlfühlen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es pfleglich genutzt wird und Vandalismus verhindert wird.

Das Parklet vor dem Fachgeschäft für Stadtwandel steht schon mehrere Jahre, ohne große Vandalismus-Vorfälle. Ein oder zwei Mal wurden kleinere Pflanzen rausgerissen. Direkt am nächsten Tag hat ein älterer Herr aus der Nachbarschaft einen Umschlag mit einer Spende vorbei gebracht „damit wir das Parklet wieder schön machen können“. Auch der Blumenstand gegenüber auf dem Wochenmarkt spendet immer wieder gern saisonale Pflanzen.

Standort finden

Ihr seid voll motiviert und wisst auch schon, wo ihr das Parklet aufbauen wollt? Um unnötiges hin und her und Ablehnung zu vermeiden, besprecht euren Wunschort vorab mit der Verwaltung – am besten noch vor der Beantragung der Sondernutzungserlaubnis.
Vielleicht habt ihr selbst einen Raum, vor dem das Parklet am liebsten stehen soll. Falls nicht, ist es unserer Erfahrung nach von Vorteil, wenn direkt gegenüber oder in unmittelbarer Nähe Menschen sind, die täglich nach dem Rechten sehen. Betreiber:innen von Ladenlokalen, Cafés oder eines Kiosken sind täglich da und freuen sich vielleicht sogar über die tolle Sitzgelegenheit, die auch ihre Kunden nutzen können.

Sondernutzung beantragen

Damit ein Parklet auf einem Parkplatz aufgestellt werden darf, muss eine Genehmigung der Stadt eingeholt werden. Öffentlicher Raum darf nur mit einer Sondernutzungserlaubnis anders genutzt werden. Dafür wird auch eine kleine Bearbeitungsgebühr erhoben.

Wie die Sondernutzung beantragt wird, unterscheidet sich von Kommune zu Kommune. Manchmal reicht eine E-Mail an das Amt für Straßen und Verkehr mit Angabe des Zeitraums, der Größe und des Standorts. Diese Informationen werden intern an die beteiligten Ämter weiter gegeben und im Umlaufverfahren entscheiden die über die Erlaubnis.

Befürchtet ihr, dass die Verwaltung der Idee eher ablehnend gegenüber steht, kann es hilfreich sein, Interessensbekundungen von möglichst vielen Stakeholdern einzuholen und dem Antrag beizulegen (z.B. von Geschäftstreibenden oder Akteuren vor Ort, der Bezirksvertretung oder von Dezernenten).

Die Stadt München hat auf ihren Internetseiten einen Leitfaden veröffentlicht und eine Schritt für Schritt-Anleitung. Auch Berlin hat eine Checkliste für die Beantragung von Parklets und für Stuttgart fasst diese Broschüre die wichtigsten Details und Anlaufstellen zusammen.

Aufwand für Pflege und Instandhaltung nicht vergessen

Für die Sauberkeit und Instandhaltung ist verantwortlich wer das Parklet aufstellt. Welcher Aufwand dafür entsteht, ist schwer zu beziffern. Holzbohlen müssen immer wieder gesäubert und neu versiegelt werden. Hier und kann es notwendig sein kleinere Beschädigungen ausgebessert werden müssen. Je nach Standort und Akzeptanz kann es auch vorkommen, dass sich Müll, leere Flaschen oder Zigarettenstummel ansammeln. Diese sollten schnell beseitigt werden, damit es nicht mehr wird.

Parklets bringen Lebendigkeit in das Stadtbild

Keine Frage, ein Parklet bietet viele Möglichkeiten, Straßenraum anders zu erleben und mit Nachbar:innen und Vorbeigehenden oder Verweilenden ins Gespräch zu kommen.

Lasst euch nicht entmutigen, wenn euch Menschen begegnen, die das nicht so toll finden. Für manche Menschen sind Veränderungen schwierig. Sie erleben sie als unsicher, vielleicht sogar bedrohlich. Manche ändern ihre Meinung, wenn sie die Vorteile direkt erleben können. Wichtig ist, immer wieder die unterschiedlichen Stimmen wahrzunehmen, einzuordnen und im Gespräch zu bleiben.

Parklets bringen Lebendigkeit in das Straßenbild. Je nach Gestaltung, schenken Bepflanzung, Bemalung oder auch wechselnde Ausstellungen Farbe und Inspiration. Vor allem aber erweitern Parklets den Raum, um in n angenehmer Atmosphäre zu verweilen, sich zu begegnen und kreativ zu werden, ohne etwas konsumieren zu müssen.

An diesem Blogartikel haben vielen mitgewirkt. Deshalb bedanken wir uns herzlich bei:

Für die Förderung des Erklärvideos „Wir bauen ein Parklet“ im Programm #MissionMiteinander.