Selbstorganisiert, niederschwellig, offen für verschiedene Menschen, Experimentierraum für die nachhaltige Entwicklung im Quartier – so stellen wir uns Frei.Räume vor.

Wir wissen aus eigenem Erleben: mit dem Aufbau und der Organisation von Frei.Räumen macht man viele Erfahrungen und steht hier und da schnell vor ungeahnten Fragen und Herausforderungen. Wie gut, wenn sich andere finden, die das ein oder andere schon mal gemacht haben. Wenn Impulse, Begeisterung, Offenheit und Experimentierfreude auf menschliches und bürokratisches treffen, kann es schon mal dynamisch werden. Und gleichzeitig gibt es diesen wunderbaren Momente, die kleinen und großen Erfolge, die zeigen: einen Frei.Raum braucht jedes Quartier!

Deshalb haben wir das Projekt Frei.Raum.Forum ins Leben gerufen. Damit möchten wir Frei.Räume miteinander vernetzen, um voneinander und miteinander zu lernen, uns zu unterstützen und neuen Frei.Räumen den Start zu erleichtern.

Frei.Räume sind …

Frei.Räume sind offene, selbstorganisierte (Laden)lokale in Quartieren, die einen nicht kommerziellen, niederschwelligen Begegnungsraum für unterschiedliche Menschen aus dem Quartier und darüber hinaus bieten. Sie agieren in flachen Hierarchien mit offenen Entscheidungsformaten (häufig Konsens), sind offen für neue Mitmacher:innen und fördern das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Frei.Räume bieten Experimentierfelder, um Wissen und Praktiken zur Umsetzung des sozialökologischen Wandels zu mehren und zu verbreiten.

Frei.Räume sind verortet an den Schnittstellen von Stadtentwicklung, Kunst und Kultur, sozialen Hilfesystemen, Engagementförderung und ihren entsprechenden Einrichtungen. Sie nehmen Einfluss auf die räumliche und gesellschaftliche Stadtentwicklung, häufig mit Mitteln der Kunst und Kultur und bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Ihre Basis ist ein Wirken im Sinne der nachhaltigen Transformation. Dazu gehören auch die Grundsätze des interkulturellen Zusammenlebens und der demokratischen Entwicklung. Frei.Räume agieren freier als Quartiersmanagements, sind thematisch offener als soziokulturelle Zentren und zugänglicher als religiöse Einrichtungen.

Ein Begegnungsort wird zu einem Frei.Raum, wenn

  • er in seinem Wirken sozialökologisch ausgerichtet ist und Impulse für die kommunale und gesellschaftliche Transformation setzt.
  • flache Hierarchien und Selbstorganisation die Strukturen bestimmen.
  • das Handeln durch Gemeinwohlorientierung und „Hilfe zur Selbsthilfe“ geprägt ist.
  • eine gemeinschaftliche und demokratiefördernde Grundhaltung besteht.
  • Menschen niederschwellig teilhaben und aktiv werden können, auch ohne Mitgliedschaft in einem Verein oder einer Organisation.
  • die Angebote überwiegend kostenlos zur Verfügung gestellt werden und nicht kommerziell ausgerichtet sind.
  • ungezwungene Aufenthaltsmöglichkeiten bestehen, d.h. ein Besuch oder Aufenthalt auch ohne Programm möglich ist (z.B. im Rahmen eines offenen Cafés).
  • Aktivitäten in den Stadtraum strahlen und die Nachbarschaft einbeziehen.

Frei.Räume sind also wichtige Ankerpunkte für die Menschen im Quartier und darüber hinaus. Hier können sie hinkommen, miteinander ins Gespräch kommen, Ideen, Aktionen und Projekte umsetzen und selbst wirksam sein. Frei nach dem Motto „Wenn man nix tut, tut sich auch nix.“ Sie sind breiter aufgestellt als soziokulturelle Zentren mit ihren kulturellen Schwerpunkten und Häusern des Engagements, die Initiativen und Engagierten temporär Raum zur Verfügung stellen. Sie agieren auch freier als kommunale oder soziale Quartiersmanagements, die eher im Verwaltungshandeln verhaftet sind.

Mit ihrem Anliegen den sozialökologischen Wandel vor Ort erlebbar zu machen und zu gestalten bilden sie Orte für Aushandlungs- und Lernprozesse. Denn sie ermöglichen unkompliziert gesellschaftliche Teilhabe unabhängig von Herkunft, Bildung oder Einkommen. Sie sind kein Indiz sozialer Brennpunkte sondern können in jedem Quartier entstehen – überall da, wo Menschen sich selbst organisieren und Veränderungen vorantreiben wollen.

Frei.Räume gibt es in ganz Deutschland

Durch die Zusammenarbeit an einer Broschüre und Gespräche in den letzten Jahren wussten wir schon von einigen Räumen im Ruhrgebiet. Ausgehend vom Fachgeschäft für Stadtwandel in Essen-Holsterhausen, gab es ersten Austausch mit der PACT Werkstadt in Essen, dem Botopia Raum 9 in Bochum und dem LEERSTAND in Oberhausen.

Dabei ahnten wir schon, es muss noch mehr von uns geben. Und richtig: Im Rahmen einer Studie, gefördert durch die E.ON-Stiftung, konnten wir Frei.Räume in ganz Deutschland recherchieren und einige von ihnen auch besuchen und sprechen, wie z.B.:

Frei.Raum.Forum – sollen wir uns vernetzen?

In den Gesprächen mit Frei.Räumen aus ganz Deutschland haben wir unser Verständnis über Frei.Räume geschärft und herausgefunden: es gibt Bedarf an Vernetzung und Austausch von Wissen und Erfahrungen, insbesondere zu ganz praktischen Themen. Auch die Sichtbarkeit der Frei.Räume und ihrer Bedeutung für Quartiere und Stadtgesellschaften ist ein Anliegen. Damit Interessierte die Räume finden, sie sich gegenseitig stärken und neue Frei.Räume entstehen können. Im Alltag reichen die verfügbaren Ressourcen der Engagierten dafür meist nicht aus. Ein Netzwerk kann hier sinnvoll unterstützen.

Frei.Raum.Forum – braucht es wirklich ein weiteres Netzwerk?

Ganz klar: ja. Natürlich sind in den letzten Jahren einige Netzwerke entstanden. Allerdings haben diese ganz eigene Schwerpunkte: so stehen im Netzwerk Immovilien die Gebäude im Vordergrund, die Dritten Orten, die durch das Land NRW gefördert werden, haben ihren Schwerpunkt auf Kultur und das Netzwerk Zukunftsorte fokussiert auf den ländlichen Raum. Ebenso thematisieren Makerspaces und Leihläden ihre spezifischen Bedingungen in Netzwerken. Was fehlt, ist praktischer Austausch während des Betriebs über die Gründung hinaus, insbesondere für Teams die vor allem aus freiwillig Engagierten bestehen.

Das Frei.Raum.Forum soll als eigenes Netzwerk genau hier ansetzen. Dabei ist es sich der Schnittstellen bewusst und pflegt den Austausch mit verwandten Netzwerken.

Wie genau das Netzwerk gestaltet werden kann und sollte, welche Formate es braucht und was neben all dem Engagement, das schon in die Frei.Räume fließt noch möglich ist, wird Thema eines ersten Vernetzungstreffens am 23. und 24. November 2024 sein. Hier findest du weitere Informationen dazu.

Neben dem inhaltlichen Austausch zu Themen, die die Frei.Räume bewegen, werden wir die Rahmenbedingungen für ein Netzwerk diskutieren. Dabei erleben die Teilnehmenden gleich drei Frei.Räume im Ruhrgebiet live und in Farbe: den Raum 9 von botopia e. V., das Fachgeschäft für Stadtwandel in Essen-Holsterhausen und den Wandel-Winkel in Mülheim, der ganz neu in diesem Jahr eröffnet hat.

Die Anzahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Solltest du dich angesprochen fühlen, weil du auch aktiv bist in einem Frei.Raum, dann melde dich gern per E-Mail bei Martina.

Das Projektteam

Für die Umsetzung haben wir ein erfahrenes Team gewonnen, das selbst auch in Frei.Räumen aktiv ist:
Martina Nies, herdenintelligenz und aktiv im Fachgeschäft für Stadtwandel in Essen.
Melanie Kemmner, mk Kommunikation und Mitgründerin von lala.ruhr.
Alexandra Jaik, Mitgründerin von botopia e.V. und dem Raum 9 in Bochum.

Du bist in einem Frei.Raum aktiv oder möchtest einen gründen und hast Interesse an Vernetzung und Austausch? Dan schreib gern an Martina.

Mehr demmächst hier und auf unseren Social Media Kanälen …

Veröffentlichungen rund um das Thema Frei.Räume

Broschüre Frei.Räume der Transformation im Quartier gestalten

Immer wieder sind wir im Fachgeschäft für Stadtwandel gefragt worden, wie man einen solchen Frei.Raum aufbaut und organisiert. Nach vielen sehr langen Gesprächen haben wir zusammen mit anderen Frei.Räumen die wesentlichen Aspekte zusammengetragen. Dank einer Förderung des Landesbüros NRW der Friedrich-Ebert-Stiftung konnten wir unser Wissen in einer Broschüre veröffentlichen. Jeder Frei.Raum für sich ist einzigartig und bekommt seine besonderen Charakter durch die Menschen, die ihn mit Leben füllen. Wenn ihr auch einen Frei.Raum schaffen wollt, schaut doch mal hier rein …

Das Fachgeschäft für Stadtwandel als Ort der des sozial-ökologischen Wandels im Quartier

Martina Nies und Björn Ahaus stellen in dem Artikel das Fachgeschäft für Stadtwandel als neuen Ort des Engagements vor. Dieser verbindet drei zentrale Themen miteinander, die sonst eher getrennt nebeneinander herlaufen: Lebendige Nachbarschaft, sozial-ökologischer Wandel und interkulturelle Gemeinschaft. Die Autor:innen reflektieren aus der Perspektive wissenschafltich geschulter Praktiker:innen die Entwicklungsprozesse des Fachgeschäfts für Stadtwandel unter anderem vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Herausforderungen.

Der Artikel ist in dem Sammelband „Energiewende und Megatrends“ erschienen, welches als Open Access im transcript Verlag frei downloadbar ist.